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Wie gefährlich sind Doppelinfektionen?

Es gibt sie noch, die anderen Viren. Atemwegserkrankungen können natürlich ungeachtet der Pandemie auch durch Metapneumoviren, RSV oder Influenzaviren verursacht werden. Bislang registrierte das Robert-Koch-Institut diesen Winter nur vergleichsweise wenige Grippefälle, rund 4000 seit Oktober 2021. Allerdings könnten die Zahlen steigen, wenn Pandemie-Maßnahmen, wie Abstandsregeln oder Maskenpflicht, fallen und Viren wieder vermehrt grassieren. Wie gefährlich wären dann Doppelinfektionen, bei der also Menschen gleichzeitig mit Sars-CoV-2 und dem Grippeerreger infiziert sind? Dieser Frage widmet sich eine aktuelle Studie im Fachjournal The Lancet.

Forscher der Universität im niederländischen Leiden und in Edinburgh, Schottland, analysierten dazu die Daten von rund 210.000 Patienten, die zwischen Februar 2020 und Dezember 2021 in Großbritannien mit einer Sars-CoV-2-Infektion im Krankenhaus behandelt wurden. Davon wurden nur rund 7000 überhaupt noch auf ein anderes Virus getestet. Von ihnen wiesen wiederum 8,4 Prozent eine Co-Infektion auf: 227 Patienten hatten sich zusätzlich mit Influenzaviren angesteckt, bei den meisten anderen wurde entweder RSV oder ein Adenovirus nachgewiesen.

Besonders die Kombination von Influenza und Covid-19 verschärfte den Krankheitsverlauf. Doppelt-Infizierte trugen ein vierfach höheres Risiko, auf maschinelle Beatmung angewiesen zu sein und auch die Wahrscheinlichkeit, im Krankenhaus zu versterben, war bei ihnen deutlich größer. Aus den Daten lässt sich nicht schließen, welche Auswirkungen die Corona-Impfungen haben, auch war die Zahl der behandelten Patienten überschaubar. Insgesamt gibt es also zu den Gefahren einer Doppelinfektion noch Forschungsbedarf.

Hierzulande lässt sich derzeit nicht sicher ermitteln, wie viele Menschen davon bereits betroffen waren. Es gebe parallele Nachweise von Influenzaviren und Sars-CoV-2 bei einzelnen Patienten, berichtet Marieke Degen, eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts, wo die Arbeitsgemeinschaft Influenza angesiedelt ist, die das Grippe-Infektionsgeschehen überwacht. Bislang habe es 16 Meldungen gegeben, allerdings lasse sich nicht sagen, ob es sich dabei nun um Doppelinfektionen oder um zeitlich versetzte Ansteckungen handele. „Die exakte Zahl ist schwierig zu ermitteln, da die Influenzaviruszirkulation nicht in gleichem Maße wie Sars-CoV-2 überwacht wird.“

Derzeit ist die Influenza-Aktivität hierzulande vergleichsweise niedrig, das geht aus den Reports der Arbeitsgemeinschaft Influenza hervor. Allerdings werden Patienten, die mit Husten und Fieber bereits positiv auf das Coronavirus getestet wurden, oft angehalten, den Arztpraxen fernzubleiben. Wie häufig dort genau auf Influenza getestet würde, darüber könne man derzeit nur spekulieren, meint ein Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

Tatsächlich kenne man bei den Influenzameldezahlen die genaue Zahl der Tests nicht, erklärt das Robert-Koch-Institut. Doch man gehe davon aus, dass derzeit eher mehr auf Influenza getestet wird als vor der Pandemie, da grundsätzlich bei Patienten mit Atemwegssymptomatik empfohlen sei, auch auf Influenza zu untersuchen. „Das Nationale Referenzzentrum für Influenzaviren im Robert-Koch-Institut hat eine ähnliche hohe, systematisch erhobene Probenzahl untersucht wie in den Jahren vor der Pandemie.“

Besonders heftig hatte die Grippewelle im Winter 2017/2018 gewütet, man ging von rund 25.000 Todesfällen aus. Im vergangenen Jahr war die Influenzasaison in Deutschland hingegen praktisch ausgefallen, so wenig positive Proben wurden registriert. Denn Abstandsregeln, Masken und Kontaktbeschränkungen sorgten als Nebeneffekt dafür, dass sich auch andere Viren weniger gut verbreiteten.

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