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Bei diesem Ausbruch muss sehr schnell gehandelt werden

Fieber, Krämpfe, Schmerzen, blutiges Erbrechen und Durchfall – es sind Symptome wie aus einem Seuchen-Thriller. Aber genau dieses Symptome sind in den vergangenen Wochen bei Patienten in Tansania und Äquatorialguinea aufgetreten. Die meisten von ihnen sind gestorben. Der Grund war eine Infektion mit dem Marburg-Virus. Die Ausbrüche, so die Weltgesundheitsorganisation WHO, müssten nun möglichst schnell eingedämmt werden.

Immerhin konnten Experten des regionalen WHO-Referenzzentrums Institut Pasteur in Dakar in Proben aus Äquatorialguinea am Freitag einen Überträger identifizieren: Rousettus aegyptiacus, den Nilflughund. Blutproben eines Infizierten zeigen, dass die enthaltenen Viren eng mit denen verwandt sind, die bei Flughunden in Sierra Leone gefunden worden war. Für Tansania ist noch nicht klar, ob auch hier Nilflughunde die ursprüngliche Ansteckungsquelle waren.

Ob sich die Menschen in Westafrika oder in Tansania direkt bei den Tieren angesteckt haben, etwa bei der Jagd oder Verzehr, angesteckt haben – oder ob sie zufällig beispielsweise mit Flughundkot oder -urin (etwa in Höhlen oder Minen) in Berührung gekommen sind, ist noch nicht geklärt. Unklar ist auch, ob es mehrere Einträge aus dem Tierreich gab, oder ob der Übersprung nur einmal erfolgte und sich die Infektionskette dann von Mensch zu Mensch ausgebreitet hat. Ausgeschlossen wird bislang aber, dass die Infektionen in Äquatorialguinea und Tansania zusammenhängen.

Die Dringlichkeit, die die WHO demonstriert, hat einen guten Grund: Das Marburg-Fieber wird als Zoonose zwar eigentlich von Tieren auf Menschen übertragen. Es verbreitet sich über Körperflüssigkeiten auch leicht von Mensch zu Mensch und eine Infektion verläuft unbehandelt wohl in mehr als 80 Prozent aller Fälle tödlich. Da es bislang keine Impfung und auch keine gute Therapie gibt, ist Eile geboten.

WHO-Direktor Teros Adhanom Ghebreyesus sagte in dieser Woche in Genf, dass nach dem Ausbruch in Tansania Experten bereit stünden, um vielversprechende Impfstoffkandidaten zu testen. „Die Entwickler sind an Bord, die Protokolle für die klinischen Versuche sind fertig, die Experten und Spender sind bereit, sobald die nationale Regierung und die Forscher grünes Licht geben“, sagte Tedros. Auch ein Einsatz in Äquatorialguinea sei denkbar, wenn die Regierung einwilligte.

Mehr als 80 Prozent der Infizierten sterben

In Äquatorialguinea haben sich seit Februar neun Menschen nachweislich mit dem Virus infiziert, sieben von ihnen sind gestorben. Weitere 20 Tote waren wahrscheinlich ebenfalls infiziert. Eine offene Frage ist etwa, warum die registrierten Fälle in bis zu 150 Kilometer Entfernung von einander aufgetreten sind. In Tansania sind bislang acht Infektionen nachgewiesen worden, fünf Menschen starben. Tansanias Regierung verhängte am Donnerstag Reisebeschränkungen in die betroffene Region Kagera im Nordwesten des Landes.

Die WHO geht davon aus, dass das Virus in Äquatorialguinea weiter verbreitet ist als bislang bekannt. Darauf deutete hin, dass die registrierten Fälle bis 150 Kilometer voneinander entfernt aufgetreten sind. Fabian Leendertz, Gründungsdirektor des Helmholtz-Instituts für One Health in Greifwald, ist nicht überrascht davon, dass der Nilflughund als Quelle in Äquatorialguinea ausgemacht wurde. „Diese Flughundspezies ist als Reservoir für das Virus bereits bekannt – und sie kommt in einem Streifen von Westafrika bis in den Osten des Kontinents vor. „Die Populationen stehen mit einander in Kontakt.“ Das bedeutet, dass das Marburg-Virus im Tierreich weit verbreitet sein könnte – und somit jederzeit die Gefahr besteht, dass sich die Menschen in diesen Regionen anstecken.

Heinz Feldmann erforscht am amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) Infektionskrankheiten, vor allem hämorrhagische Fieber, die durch das Marburg- und Ebolavirus ausgelöst werden. Auch er glaubt, dass die Gefahr für weitere Ansteckungen und Ausbrüche gegeben ist. „Wir müssen uns darauf einrichten, dass Ebola- und Marburg-Virus-Ausbrüche nicht mehr nur so geographisch beschränkt, wie es vielleicht vor 30 Jahren noch der Fall war, ablaufen werden.“ Das liege auch daran, dass Ärzte und Behörden heutzutage aufmerksamer sind und Infektionen über molekulare Techniken schnell bestätigt und verfolgt werden können. „Zudem müssen wir davon ausgehen dass Marburg-Viren durch Migration von Fledermäusen über größere Strecken verbreitet werden und Menschen sich nicht nur abgelegenen ländlichen Bereich infizieren, wo beispielsweise Bergarbeiter in Minen mit den dort lebenden Fledermäusen in Kontakt geraten.“

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