Rabat – Die Zukunft der beruflichen Integration und nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung stand im Mittelpunkt einer hochrangigen Veranstaltung, die heute in Rabat stattfand. Bei diesem Event versammelten sich einflussreiche Persönlichkeiten, um über die sich wandelnden Herausforderungen der Beschäftigung im Kontext des globalen wirtschaftlichen Wandels zu diskutieren.
Das Thema der Veranstaltung lautete „Die Sozialmarktwirtschaft und berufliche Integration“, wobei der deutsche Botschafter in Marokko, Robert Dölger, die Eröffnungsrede hielt. Er erläuterte die Grundsätze der Sozialmarktwirtschaft und deren Relevanz in der heutigen Welt.
Dölgers Rede zur Sozialmarktwirtschaft
Botschafter Dölger hob das duale Ausbildungssystem Deutschlands als ein zentrales Instrument hervor, um soziale Mobilität und wirtschaftlichen Erfolg zu sichern. Dabei betonte er die Bedeutung, dieses Modell an moderne Herausforderungen wie die Klimakrise anzupassen.
„Die Sozialmarktwirtschaft ist ein System, in dem der freie Wettbewerb der Märkte durch soziale Maßnahmen ergänzt wird, die darauf abzielen, den Wohlstand gerecht in der Gesellschaft zu verteilen“, sagte Dölger in seiner Rede. „Der Erfolg dieses Modells besteht nicht nur im Wirtschaftswachstum, sondern auch in der Schaffung einer gerechteren und kohäsiveren Gesellschaft.“
Dölger sprach auch über die historischen Ursprünge des Konzepts, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland als Reaktion auf die Misserfolge staatsgelenkter Wirtschaftssysteme und den Aufstieg des Nationalsozialismus entstand.
„Nach dem Zweiten Weltkrieg musste sich Deutschland entscheiden, ob es eine Planwirtschaft oder ein System auf der Grundlage freier Marktwirtschaft annehmen sollte. Die Sozialmarktwirtschaft half Deutschland, sich von den wirtschaftlichen und politischen Krisen zu erholen und sowohl Wachstum als auch soziale Solidarität zu sichern“, erklärte er.
Moderne wirtschaftliche Herausforderungen
Der Botschafter betonte, dass die Grundprinzipien der Sozialmarktwirtschaft auch in der heutigen Welt von großer Relevanz bleiben, insbesondere im Hinblick auf moderne Herausforderungen wie die Klimakrise.
„In der heutigen Welt benötigen wir mehr als einen freien Markt, um die Klimakrise zu bewältigen. Wir brauchen ein Gleichgewicht zwischen staatlicher Regulierung und sozialen Maßnahmen“, sagte Dölger und drückte die Notwendigkeit systemischer Veränderungen aus, um sowohl die Umwelt als auch die Arbeitnehmer zu schützen.
Wertvorstellungen und gesellschaftliche Solidarität
Dölger betonte, dass der Erfolg der Sozialmarktwirtschaft nicht nur auf wirtschaftlichen Prinzipien basiert, sondern auch auf gemeinsamen Werten wie individueller Freiheit, Verantwortung und sozialer Solidarität. Diese Werte seien entscheidend, um eine stabile und prosperierende Gesellschaft aufzubauen.
Das duale Ausbildungssystem als Schlüssel zur Integration
Ein wesentlicher Teil von Dölgers Rede widmete sich dem dualen Ausbildungssystem Deutschlands, das praxisorientierte berufliche Ausbildung mit formaler Schulbildung kombiniert. Er erklärte, dass dieses System eine Schlüsselrolle in der beruflichen Integration und sozialen Mobilität spielt, indem es jungen Menschen praktische Fähigkeiten und Arbeitserfahrung bietet.
„Dieses System hilft den Menschen, nicht nur technische Fähigkeiten zu erlangen, sondern auch die Werte und Erfahrungen, die für das berufliche Wachstum notwendig sind“, sagte Dölger. „Es ist ein Modell der Bildung, das sowohl praktisches als auch theoretisches Wissen wertschätzt.“
Deutsch-marokkanische Kooperation in der beruflichen Bildung
Dölger sprach auch über das wachsende Interesse junger Marokkaner, berufliche Ausbildungsprogramme in Deutschland zu absolvieren. „Rund 80 % der Visumanträge von Marokkanern nach Deutschland betreffen Ausbildungsprogramme“, enthüllte er.
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Er betonte, dass es für eine erfolgreiche Integration in die deutsche Gesellschaft nicht ausreicht, professionell qualifiziert zu sein. Migranten müssen auch die deutsche Sprache und Kultur verstehen. „Da Deutschland weiterhin qualifizierte Arbeitskräfte anzieht, ist es entscheidend, dass junge Marokkaner nicht nur mit den notwendigen beruflichen Qualifikationen, sondern auch sprachlich und sozial-kulturell vorbereitet sind“, sagte Dölger. „Das duale Ausbildungssystem bietet mehr als nur technisches Wissen; es vermittelt die Werte der deutschen Gesellschaft und trägt so zur Integration und sozialen Mobilität bei.“
Abschließend drückte Dölger seine Zuversicht für die Zukunft der marokkanisch-deutschen Zusammenarbeit aus, insbesondere im Bereich der beruflichen Bildung. „Im Jahr 2024 werden rund 3.000 junge Marokkaner ihre Ausbildung in Deutschland beginnen und so neue Wege für die Erreichung ihrer beruflichen Ziele eröffnen“, schloss er.
Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit zwischen den marokkanischen Zweigen von LCI Education, der HEM Business & Engineering School und dem LaSalle College sowie der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert.
Dieser Artikel wurde ursprünglich veröffentlicht auf moroccoworldnews.com