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Francis Kéré baut neues Goethe-Institut im Senegal

Natürliche Kühlung durch Wind, Holz und Lehm als Grundwerkstoff für die Häuser, im Einklang mit dem Verlauf der Sonne errichtete Gebäude als natürliche Schattenspender: Statt Raubbau an der Natur zu betreiben, setzt eine neue Generation von Architekten in Subsahara-Afrika darauf, ressourcenschonend und klimafreundlich zu bauen. 

Einer der bekanntesten unter ihnen ist der in Burkina Faso geborene Francis Kéré: “Es ist fast fünf vor Mitternacht”, so der mittlerweile in Berlin lebende Architekt im Gespräch mit der DW. “Für eine bessere Zukunft für uns alle, nicht nur in Afrika, sondern für uns alle auf diesem Planeten ist es wichtig, zurückzugehen und tatsächlich nur solche Materialien einzusetzen, die die Natur uns frei gibt und keinen Raubbau mehr an ihr zu betreiben.”

Derzeit entwirft Kéré das neue Goethe-Institut in Dakar. Ein Meilenstein. Denn es ist das erste Mal in der Geschichte der deutschen Goethe-Institute, dass ein eigens zu diesem Zweck beauftragtes Gebäude in Subsahara Afrika entsteht. “Wir sind sehr glücklich, dass Francis Kéré das Design dieses Hauses übernommen hat. Für uns war immer klar, dass es ein Zusammenspiel von deutschen Akteuren und senegalesischen oder westafrikanischen Akteuren sein muss”, so Philip Küppers, der Leiter des Goethe-Instituts in Dakar. Am 21. Februar wird der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier der feierlichen Grundsteinlegung beiwohnen. Die Eröffnung ist für 2023 geplant. 

Traditionelles Material in neuem Gewand

Für den Bau will Kéré lokale Materialien wie Lehm, der in der Sahel-Region aufgrund seiner temperaturregulierenden Eigenschaft schon seit Jahrhunderten zum Einsatz kommt, und Laterit nutzen. Die Gebäudewände sollen aus einer Doppelschicht Ziegel bestehen, die als BTC-Steine (französische Abkürzung für briques de terre compressée) bezeichnet werden. Die Ziegel werden aus leicht angefeuchteter Erde unter Zusatz von ein wenig Zement gepresst, wodurch sie fest und wasserdicht werden.

Kérés Ansatz ist gleichermaßen traditionell als auch zeitgemäß und vor allem ganzheitlich, denn bei dem Bau werden größtenteils auch einheimische Arbeiter eingesetzt werden: “Bauen ist eine große Aufgabe und das bedarf vieler, vieler Leute, die zusammenarbeiten, die aber auch viel Erfahrung haben und ihr Wissen auf die nächste Generation übertragen”, so der Architekt im Gespräch mit der DW. “Das heißt, es ist ein Gemeinschaftsereignis und das habe ich in meinen Projekten sehr gut eingeführt.”

Francis Kéré hat trotz seines internationalen Erfolges seine Wurzeln nie vergessen. Aufgewachsen ist er in einem kleinen Dorf im ländlichen Burkina Faso. Um die Grundschule zu besuchen, musste er in die nächstgelegen Stadt und lebte dort zeitweise bei Verwandten. Ein Stipendium brachte ihn als jungen Mann in den 1980er-Jahren nach Berlin, wo er zunächst eine Ausbildung als Schreiner machte, bevor er an der Technischen Universität sein Architekturstudium aufnahm. Schon als Student realisierte er sein erstes größeres Bauvorhaben in seinem Heimatland und baute in dem Dorf Gando eine Grundschule. Dafür erhielt er 2004 gleich den Agha Khan Award for Architecture, die erste von etlichen Auszeichnungen. Fast wäre er nicht an die Universität zurückgekehrt, doch seine Professoren überzeugten ihn, sein Studium abzuschließen. 2005 gründete er mit Kéré Architecture sein eigenes Büro in Berlin. Mittlerweile ist er international sehr erfolgreich, bekannt geworden ist er unter anderem für das von dem verstorbenen Regisseur Christoph Schlingensief initiierte “Operndorf Afrika”.    

Das neue Goethe-Institut in Dakar soll Platz für rund 600 Studierende bieten und setzt auf neue Technologien: So werde das Institut etwa Räume für Videokonferenzen und Online-Kurse anbieten, so der Leiter des Instituts Philip Küppers. In der Bibliothek werde man ein Tonstudio einbauen, um das orale Wissen der lokalen Gesellschaft digital aufzunehmen. Ohnehin sieht Küppers die Rolle des seit 1978 in Dakar angesiedelten Instituts vor allem darin, die Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und das Verständnis füreinander zu stärken.

Die Symbolik des Baobab-Baums

Symbolisch dafür sei der große Baobab-Baum (s. Artikelbild), um den herum das Gebäude nun gebaut werde: “Dieser Baum hat für die Senegalesen eine sehr, sehr starke Symbolik. Das ist der Ort, wo man im Dorf zusammenkam, wo die Ältesten zusammenkamen, wo die Themen besprochen wurden, wo vielleicht auch das kleine lokale Gericht ist, was mal einen Disput entschieden hat oder so etwas”, so Küppers. “Das ist der Ort des Diskurses und der Versammlung. Und genau das ist ja, was ein Goethe-Institut tut: Man bringt Leute zusammen, um Dinge zu diskutieren, um daraus Neues zu entwickeln.” Nachdem sich der Baubeginn aufgrund der Covid-19-Pandemie verschoben hatte, rechnen die Verantwortlichen nun damit, dass das neue Institut im Sommer 2023 seine Pforten öffnen kann. 

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