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Russland droht mit neuer Getreideblockade im Schwarzen Meer

Trotz des russischen Überfalls auf die Ukraine kann das Land Millionen Tonnen Getreide aus Seehäfen über das Schwarze Meer ausführen. Basis dafür ist der am 22. Juli 2022 mit Russland unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen (UN) geschlossene Vertrag über den ungehinderten, wenngleich am Bosporus kontrollierten Transport: 1059 Schiffe auf dem Weg Richtung Mittelmeer haben die Vereinten Nationen seit dem 1. August bis Donnerstag registriert.

Wie schwierig ist die aktuelle Lage?

Der Vertrag ist brüchig. Zweimal wurde er verlängert, zuletzt nur noch um 60 statt 120 Tage. Die nächste Frist endet am 18. Mai. Doch Russland stellt sich schon länger quer. Immer wieder kam es zu Verzögerungen der Überprüfung und Abfertigung der Schiffe durch das in Istanbul eingerichtete Joint Coordination Center mit Beamten aus den drei Ländern und den Vereinten Nationen. Zuletzt drohte Moskau offen mit Suspendierung. Die Türkei, deren Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit der Vermittlung des Abkommens international Ansehen gewonnen hat, setzt sich für eine Verlängerung ein. An diesem Freitag sollen dazu in Istanbul Gespräche der stellvertretenden Verteidigungsminister stattfinden. Beobachter halten es für fraglich, dass es, falls überhaupt, schon jetzt zu einer Einigung kommt.

Warum ist das Abkommen wichtig?

Russland und die Ukraine sind bedeutende Produzenten von Mais, Weizen, Gerste und Ölsaaten. 2021 stammte gut ein Viertel der weltweiten Weizenexporte aus den beiden Staaten. Im Jahr vor dem Überfall kam laut EU-Angaben die Hälfte des weltweit gehandelten Sonnenblumenöls aus der Ukraine, sie exportierte 18 Prozent der Gerste, 16 Prozent des Maises und 12 Prozent des weltweit gehandelten Weizens. Die Unterbrechung der Schwarzmeerrouten und Hafenblockaden nach dem russischen Überfall ließen weltweit die Nahrungsmittelpreise bis auf das Doppelte steigen und weckten Sorgen vor Hungersnöten in Entwicklungsländern. Mit Abschluss der „Schwarzmeer-Getreide-Initiative“ sind die Preise wieder gesunken. Weizen kostet aktuell an amerikanischen Warenterminbörsen so viel wie vor der Invasion.

Wer profitiert am meisten?

Bis Donnerstag wurden nach Zählung der Vereinten Nationen im Rahmen der Initiative 29,5 Millionen Tonnen Getreide transportiert. Mit 50 Prozent entfiel der größte Teil auf den auch als Tierfutter genutzten Mais, Weizen folgte mit 28 Prozent vor Mehl und Öl aus Sonnenblumen sowie Gerste. Wichtigste Empfängerländer waren China, Spanien, die Türkei, Italien, die Niederlande, Ägypten und Bangladesch. „Der globale humanitäre Nutzen der Initiative liegt auf der Hand und ist nicht auf Exporte in bestimmte Länder mit niedrigem Einkommen beschränkt“, erläutert der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres. Es liege „im Interesse aller, sie am Laufen zu halten“.

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