Auf Anweisung von Papst Franziskus wurden drei Teile des Parthenon-Frieses vom Vatikan an Griechenland zurückgegeben. Doch die Debatte um die Restitution weiterer Fragmente geht weiter.
“Die Schenkung der Parthenon-Fragmente, die seit mehr als zwei Jahrhunderten in den Vatikanischen Museen aufbewahrt werden, stellt eine kirchliche, kulturelle und soziale Geste der Freundschaft und Solidarität mit dem griechischen Volk dar”, sagte Bischof Brian Farrell, Sekretär für die Förderung der Einheit der Christen, bei einer Zeremonie im Akropolis-Museum in Athen. Zu den Marmorfragmenten aus dem Parthenon, einem der Wunder der antiken Welt, gehört der Kopf eines Pferdes, eines der vier Pferde, die den mythischen Wagen der Athene zogen, heißt es auf der Website der Vatikanischen Museen.
Folgen dem Vatikan auch die Briten?
Der Pferdekopf stammt von der Westfassade des Gebäudes, auf der die Götter Athene und Poseidon im Wettstreit um die Herrschaft über die Stadt dargestellt sind. Das zweite Element ist der Kopf eines Jungen, der vermutlich ein Tablett mit Votivkuchen trägt, die bei einer Prozession zum Gedenken an die Gründung Athens dargebracht wurden. Drittes Fragment ist ein bärtiger männlicher Kopf aus einem Bereich des Gebäudes, der einen Kampf zwischen den Lapithen darstellt, einer mythischen Gruppe von Menschen und Kentauren – Kreaturen, die teils Pferd, teils Mensch sind.
Die Fragmente befanden sich jahrhundertelang in der päpstlichen Sammlung und in den Vatikanischen Museen. Die Rückgabe ist ein bedeutender Schritt, von dem manche hoffen, dass er den Weg für die Rückgabe weiterer Bestandteile des 160 Meter langen Frieses des Parthenon-Tempels auf der Akropolis ebnen könnte.
Im Dezember 2022 hatte Papst Franziskus angekündigt, die Skulpturen an Hieronymos II, das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, zu übergeben, “als konkretes Zeichen seines aufrichtigen Wunsches, dem ökumenischen Weg der Wahrheit zu folgen”, so der Vatikan. Ein weiteres Ornamentstück des berühmten Parthenon-Tempels, das den Fuß einer Göttin darstellt, wurde im Januar vom Archäologischen Museum in Palermo, Sizilien, an Athen zurückgegeben.
British Museum wehrt sich gegen Restitution
Die Rückgabe von Fragmenten durch solch prominente Museen an Athen ist ein starkes Signal für die Wiedervereinigung aller erhaltenen Teile des Parthenon-Frieses. Die Hauptdebatte dreht sich um das British Museum, das Teile des Frieses als Herzstück seiner Sammlung in London zeigt.
Die 2500 Jahre alten Skulpturen befinden sich seit 1832 im Besitz des Museums. Griechische Behörden setzen sich seit langem für ihre Rückgabe ein und behaupten, die Skulpturen seien unter undurchsichtigen Umständen erworben worden.
Das British Museum vertritt dagegen die Auffassung, dass die Marmorskulpturen rechtmäßig erworben wurden und im Vereinigten Königreich verbleiben sollten. Einige Forscher, die das Thema verfolgen, bezeichnen die jahrzehntelange Diskussion als das erste Beispiel einer Restitutionsdebatte.
Wenig Aussichten auf Fortschritt
Die Londoner Fries-Teile machen etwa die Hälfte der erhaltenen Fragmente des Parthenon aus. Viele weitere Marmorskulpturenfragmente des Frieses befinden sich heute im Athener Akropolismuseum, das 2009 eröffnet wurde.
Die Marmorskulpturen stellen Szenen aus der griechischen Mythologie dar. In Großbritannien tragen sie den Beinamen “Elgin Marbles”, benannt nach Lord Elgin, dem britischen Botschafter im Osmanischen Reich, das damals über Griechenland herrschte. Im Auftrag von Elgin begannen seine Mitarbeiter 1801 damit, die Figuren von der Außenseite des Parthenon-Tempels abzuschlagen. Später verkauften sie sie zusammen mit Hunderten von anderen antiken Gegenständen aus Athen an die britische Regierung.
Derzeit erschwert ein nationales Gesetz die Rückgabe der Fries-Stücke an Griechenland. Der “British Museum Act” von 1963 hindert das British Museum daran, Objekte dauerhaft aus seinen Sammlungen abzugeben, mit nur wenigen Ausnahmen. Anfang des Jahres erklärte der neue britische Premierminister Rishi Sunak, dass es nicht geplant sei, dieses Gesetz zu ändern. Das British Museum bestätigte allerdings im Januar, dass “konstruktive Gespräche” mit den griechischen Behörden über eine Rückgabe – möglicherweise eine Leihgabe an Athen – “im Gange” seien.