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“KI wird echte Schäden anrichten”, glaubt ein Microsoft-Topmanager – und warnt trotzdem vor Begrenzungen

Die Fähigkeiten und Gefahren Künstlicher Intelligenz sind aktuell in aller Munde. Nun fordert ausgerechnet der ein hochrangiger Manager eines der wichtigsten Unternehmens in diesem Sektor gesetzliche Grenzen. Seine Einschränkung lässt aber aufhorchen.

Spätestens mit dem Aufkommen von KI-Bots wie ChatGPT im letzten Jahr ist die Künstliche Intelligenz mit Wucht ins Bewusstein der Öffentlichkeit gelangt. Inklusive der Sorge um ihr gigantisches Potenzial, unser Leben und die Gesellschaft tiefgreifend und nachhaltig zu verändern. Experten fordern deshalb vehement, der Technologie gesetzliche Grenzen zu setzen. Auch Microsoft-Manager Michael Schwartz sieht das so. Aber mit einer überraschenden Einschränkung.

“Ich bin mir sicher, dass KI von Übeltätern genutzt werden wird und, ja, echten Schaden anrichten wird”, gab Schwartz bei einer Debatte im Rahmen des World Economic Forums zu. Er sehe deshalb eine “klare” Notwendigkeit, der Technologie auch rechtliche Grenzen zu setzen. Allerdings nicht zu schnell: Die Regulatoren sollten lieber erstmal abwarten, bis es wirklich zu Problemen kommen.

Erstmal abwarten

“Sobald wir echte Schäden beobachten, müssen wir uns eine einfache Frage stellen”, erläutert Schwartz: “Können wir diese Technologie so regulieren, dass die Folgen dieser Regulation keine wichtigen Entwicklungen verhindern?” Er sehe als wichtigstes Prinzip, dass die Vorteile durch rechtliche Einschränkungen deren Nachteile aufwiegen müssten.

Diese Forderung ist durchaus bemerkenswert. Erst im Frühjahr hatte eine Gruppe von Experten in einem offenen Brief gefordert, die Weiterentwicklung von Programmen wie ChatGPT vorerst zu stoppen, bis klarere Richtlinien erarbeitet wurden. “Wollte ich ein Atomkraftwerk bauen, würde die Regierung von mir Nachweise verlangen, dass es sicher ist, ein Erdbeben übersteht, nicht explodiert”, erklärte Unterzeichner Stuart J. Russel vor kurzem seine Skepsis. “Wenn ich das nicht könnte, würden sie ja auch nicht sagen: Dann eben nicht, fang’ einfach an, ist schon in Ordnung.” Der Nuklear-Vergleich ist kein Zufall: Russel schreibt Künstlicher Intelligenz eine ähnliche Kombination aus Nutzen und Gefährlichkeit zu. Und warnt: “Wir können uns kein Tschernobyl für KI leisten.” (Hier erfahren Sie mehr.)

Auch dem Microsoft-Manager ist das Risiko durchaus klar. “Die Technologie kann in den Händen von Spammern bei Wahlen und ähnlichem echten Schaden anrichten”, gibt er unumwunden zu. Allerdings zieht er daraus einen deutlich weniger drastischen Schluss. Es sei deswegen extrem wichtig, gegenüber den Gefahren wachsam zu sein und den Missbrauch mit allen Mitteln zu verhindern zu versuchen, so Schwartz.

Microsoft setzt auf KI

Dass Microsoft anders als Experten eher auf eine unregulierte Nutzung von KI setzt, überrascht nicht. Das Unternehmen hat in den letzten Monaten sein Engagement im KI-Bereich immer weiter ausgebaut, hat ChatGPT zum Teil seiner Suchmaschine Bing gemacht. Auch in den Business-Tools des Unternehmens spielt Automatisierung durch KI eine zunehmende Rolle.

In Hinsicht einer anderen Sorge der Menschen gegenüber der neuen Technologie gab sich Schwartz entsprechend eher optimistisch. “Wir sollten uns nicht so viel darum sorgen, dass KI uns unsere Arbeit abnimmt”, geht Schwartz auf eine der häufigsten Befürchtungen ein. Er sehe eher die gegenteilige Tendenz. “Es ist doch etwas Gutes, wenn KI uns produktiver macht.”

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