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In ihrer eigenen Welt

Wie immer zu dieser Jahreszeit sprießen neue Modelle aus den Werken der Smartphone-Hersteller. Der Nährboden für dieses jährliche Ereignis ist der Mobile World Congress, der Ende Februar stattgefunden hat. Auch wenn die größte Mobilfunkmesse der Welt noch nicht die alte ist, weil sie wegen der Pandemie angeschlagen wirkt und viele Hersteller und Besucher ihr in diesem Jahr fernbleiben, markiert sie nach wie vor den jährlichen Wechsel der Smartphone-Modelle.

Doch nur noch zeitlich. Die Bühnen werden woanders aufgebaut. Samsung, das traditionell die Vorstellungsrunde eröffnet, feiert die Premiere seiner neuen S-Reihe schon seit einigen Jahren nicht mehr in Barcelona. Oppo hätte die Bühne für sich nutzen können. Doch das aufstrebende Unternehmen aus China zeigte sein neues Flaggschiff schon ein paar Tage vorher, obwohl es auf dem MWC einen Stand hatte.

Oppo schlüpft mehr und mehr in die frühere Rolle von Huawei. Seit der ehemalige amerikanische Präsident Trump Huawei per Dekret untersagt hat, Google-Dienste zu nutzen, und deren Smartphones deswegen außerhalb von China bedeutungslos wurden, hat Oppo die Rolle des Innovationstreibers übernommen. Das Unternehmen liegt in Europa auf Platz vier hinter Apple, Samsung und Xiaomi.

Oppo Find X5 Pro

Für ihr neues Flaggschiff Find X5 Pro haben die Chinesen im Vergleich zum Vorgänger noch einmal kräftig in die Technikkiste gegriffen. Oppo stellt der Prozessoreinheit Snapdragon 8 Gen 1 einen eigenen Chip zur Seite. Der Marisilicon X ist eine NPU (Neural Processing Unit), die sich nur um die Bildverarbeitung kümmert. Eine eigene NPU setzen Google und Vivo ebenfalls ein, der Marisilicon X von Oppo dürfte derzeit aber in der Android-Welt der leistungsstärkste neurale Prozessor für Künstliche Intelligenz sein.

Auf Seiten der Hardware haben sich die Chinesen für eine ungewöhnliche, aber interessante Anordnung der Optiken entschieden. Weitwinkel und Superweitwinkel haben den gleichen Sensor bekommen. Mit maximal 50 Megapixel Auflösung und den identischen Einstellungen sehen somit die Bilder bis auf den Ausschnitt ziemlich gleich aus, sie haben also die gleichen Farben, Kontraste und so weiter. Und die Bilder, die das Weitwinkel und Superweitwinkel aufnehmen, gefallen gut. Die konkurrierenden Flaggschiffe der anderen Hersteller machen das nicht besser.

So weitsichtig diese Entscheidung beim Weitwinkel und Superweitwinkel war, so kurz gedacht ist die Wahl des Zooms. Das Find X5 Pro schafft gerade mal einen optischen Zweifachzoom. Wer näher an sein Motiv will, ohne sich auf dieses physisch zuzubewegen, zoomt digital, was in manchen Situationen unscharfe Bilder ergibt. Wir wollen auf einen fünf- oder zehnfachen Zoom nicht verzichten.

Ein Blick auf den Rücken des Find X5 Pro zeigt, dass die Chinesen auch Gespür für Marketing und Design haben. Hasselblad steht da direkt hinter dem Schriftzug Oppo. Mit der Partnerschaft europäischer Unternehmen aus dem Bereich der Fotografie haben Huawei mit Leica sowie Nokia und Vivo mit Zeiss schon gute Erfahrungen gemacht. Oppo hat sich das Traditionsunternehmen Hasselblad ausgesucht, um ebenfalls mit einer Partnerschaft angeben zu können. Wenig große Worte braucht Oppo, um mit dem Design und der Verarbeitungsqualität zu überzeugen. Die Rückseite des Find X5 Pro ist aus Keramik, was kratzfester sein soll als die Gorilla-Glas-Rücken der Konkurrenz. Das Material ist so geformt, dass sich das Kameramodul aus der Fläche wie ein kleiner Hügel erhebt, auf dessen Plateau die Optiken eingelassen sind.

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