Frankfurt Magzin

So zieht die Musik um

Neil Young hatte die Nase gestrichen voll. Die Sangesikone der Woodstock-Generation haderte mit dem Streaming-Dienst Spotify, und zwar gründlich. Es könne ja wohl nicht angehen, befand er, dass der schwedische Konzern die Musiker unter seinen Vertragspartnern mit nur marginalen Anteilen an den Einnahmen des Unternehmens abspeise, während er gleichzeitig dreistellige Millionenbeträge für Podcaster ausgebe – zum Beispiel für einen gewissen Joe Rogan. Der aber hatte den Zorn des Altvorderen vor allem aus inhaltlichen Gründen auf sich gezogen. Denn Rogan verbreitet offenbar gern obskure Ansichten zum Thema Covid-19: Seine eigene Infektion habe er mit einem Entwurmungsmittel behandelt, wohl der Empfehlung eines verflossenen Präsidenten folgend. Und Ende Dezember durfte in seinem Podcast der amerikanische Virologe Robert Malone auftreten, um dort Verschwörungstheorien und Falschinformationen über Covid-19-Impfungen zum Besten zu geben.

Young zog die Konsequenz und kehrte Spotify samt seiner Musik den Rücken, umgehend gefolgt von seiner langjährigen musikalischen Weggefährtin Joni Mitchell. Werden nun auch viele Spotify-Hörer mit den Füßen abstimmen und den Streaming-Dienst wechseln? Mitbewerber wie Apple Music hätten sicher nichts dagegen; im Download-Store des Dienstes zum Beispiel zeigen sich die Gesichter der beiden Spotify-Abtrünnigen in einer wandernden Bilderleiste ganz oben auf der Startseite, jeweils mit der plakativen Textzeile „Neil Lives Here“ und „Joni Lives Here“. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber was bedeutet der Wechsel zu einem anderen Anbieter eigentlich für den Abonnenten? Verliert er nicht ein Stück tönende Heimat?

quelle

FrankfurtMagzin

Read Previous

Robotik für Kinder: So lernt Ihr Nachwuchs spielerisch programmieren

Read Next

Kraftriegel für den PC

Leave a Reply

Your email address will not be published.