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Musik aus allen Quellen

Eigentlich baut der englische Hersteller Roberts am liebsten Kofferradios im Nostalgielook und kultiviert, wenn die Zeit es erlaubt, seinen Status als royaler Hoflieferant. Aber er steht auch mit einem Bein in der Moderne als Pionier der digitalen Hörfunktechnik DAB und als Anbieter vernetzter Medienempfänger. Wir haben uns ein Exemplar dieser Spezies, das Modell Stream 67, näher angeschaut und angehört. Sein Name sagt es schon, der Apparat geht, wenn er soll, online und fischt alle erdenklichen Musik-, Radio- und Podcast-Angebote aus dem Internet. Aber er kann noch viel mehr. Mit seiner eingebauten Teleskopantenne empfängt er Radioprogramme über UKW und DAB+, über einen USB-Anschluss auf seiner Rückseite spielt er digitale Musikkonserven ab, über Bluetooth-Funk lässt er das Smartphone mitspielen, über das Heimnetz erreicht er Musikarchive auf einem Server, der das UPnP-Protokoll unterstützt. Ein schmaler Laufwerkschlitz auf der Gerätefront schließlich lädt CDs zur Wiedergabe.

Zunächst aber eine fast banale Frage: Wo ist der ideale Einsatzort für dieses Gerät, in einem Regal vielleicht? Dazu ist es mit einer Tiefe von 29 Zentimetern eigentlich zu mächtig. Hinzu kommt: Zwei Tieftonlautsprecher samt Bassreflexöffnungen strahlen den Schall nach hinten ab. Der Streamer braucht also ein bisschen Luft zum Atmen. Ein Sideboard ist ein guter Platz oder gern auch ein Nachtschränkchen im Schlafzimmer, denn dank einer Timer-Funktion kann das Gerät sogar Weckdienste übernehmen. Auf drei Arten navigiert der Operateur durch das Programmangebot: Zwei Tastenreihen und zwei Drehknöpfe erledigen alles Nötige direkt am Gerät, ein farbiges Display auf der Gerätefront zeigt mit Schrift und Bildern, was läuft.

Eine Infrarot-Fernbedienung steuert den Streamer aus der Distanz, und wer für diese Aufgabe lieber sein Smartphone einsetzt, lädt dazu die App Undok. Das Smartphone braucht man ohnehin, um die Streamingdienste zu konfigurieren und die nötigen Konten anzulegen. Spotify, Deezer, Amazon Music, Tidal und Qobuz stehen zur Auswahl, also praktisch alle wichtigen Portale. Die Apps dieser Anbieter verzahnen sich dann mit der Steuer-App Undok, und noch ein bisschen komplexer wird die Software-Anordnung, wenn auch die Sprachsteuerung Amazon Alexa ins Spiel kommt.

Aber dann: Lag es an Undok? Lag es an der Firmware des Streamers? In unseren Versuchen jedenfalls verlor die Steuer-App hin und wieder die Verbindung zum Radio, und sie ließ sich auch nicht dazu bewegen, erneut den Kontakt zu knüpfen. Erst das Abschalten des Streamers und sein Neustart brachten die Sache wieder in Ordnung. Das ist schade, denn eigentlich hat die App gute Anlagen: Sie listet übersichtlich alle Programmangebote auf und steuert, solange sie funktioniert, souverän alle Einstellungen. Aber vielleicht löst das nächste Update von Soft- und Firmware das Problem.

Vor dem Hörcheck haben wir uns zunächst noch mit den möglichen Klangeinstellungen befasst. Eine Equalizer-Funktion bietet vorprogrammierte Klangkosmetik für verschiedene Programmtypen wie Sprache und Musik an, manuelle Justagemöglichkeiten beeinflussen Bässe, Mitten, Höhen und auch die virtuelle Breite des Klangbilds. Wir haben nach einigen Probeläufen die Höhen leicht angehoben und die Mitten etwas gedämpft. So konditioniert, musizierte der Streamer eindrucksvoll – auf einer recht breiten Stereobühne, mit einem kräftigen Tieftonfundament und mit warmen, manchmal fast ein bisschen üppigen Mitten. Die beiden nach vorn abstrahlenden Breitband-Chassis neigen aber dazu, hohe Frequenzen zu bündeln. Deshalb klingt der Streamer am besten, wenn er etwa in Ohrhöhe aufspielt. Alles in allem macht der ­kompakte Alleskönner, den es in braunem und schwarzem Furniergehäuse und in einer silbernen Hochglanzversion gibt, eine gute Figur, und wenn der Hersteller das Softwareproblem rasch löst, geht auch der Preis von 750 Euro in Ordnung.

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