Regelmäßig verbreitet der russische Präsident den Mythos der “historischen Einheit des russischen und ukrainischen Volkes”. Aus Sicht Wladimir Putins gibt es also keine eigenständige ukrainische Nation. Und damit auch keine eigene ukrainische Kultur. Mit seiner Tournee durch Deutschland und Polen hält das Kyiv Symphony Orchestra dagegen: Sie steht unter dem Motto “Voice of Ukraine”. Es ist sehr wichtig, nicht nur auf dem Schlachtfeld oder in Diplomatiekreisen für unsere kulturelle Identität zu kämpfen, sondern sie auch auf der Bühne zu zeigen”, so Cellist Viktor Rekato.
Das Sinfonieorchester aus der ukrainischen Hauptstadt zählt zu den wichtigsten Klangkörpern des seit Wochen von Russland bekriegten Landes. Die Musiker wollen ein Zeichen setzen für den Erhalt der ukrainischen Kultur. “Gerade jetzt sollte die Stimme der Ukraine auf der ganzen Welt gehört werden”, erklären sie auf ihrer Website, “wir gehen auf Tournee, um mit der Sprache der Musik jedes Herz anzusprechen.” Dabei setzen sie darauf, die “russische Aggression mit der sanften Macht des Musik” zu bekämpfen.
Kiews Sinfonie Orchester in zahlreichen Konzerthäusern
Nach einigen Auftritten in Polen, wo man den Musikern mit Instrumenten für die Tour aushalf, gastiert das Kiewer Orchester jetzt in sieben namhaften deutschen Konzerthäusern, darunter in der Berliner Philharmonie, dem Leipziger Gewandhaus oder der Elbphilharmonie in Hamburg. Den Auftakt bildet am Montag (25.04.) das Konzert im Kulturpalast Dresden.
Auf dem Programm stehen Werke ukrainischer Komponisten aus drei Jahrhunderten, angefangen von der ersten Sinfonie von Maksym Berezovsky (1744/45-1777), einem russisch-italienischen Komponisten ukrainischer Abstammung, bis hin zur dritten Sinfonie des Ukrainers Borys Lyatoshynsky (1895-1968).
“Sinfonie-Orchester ist die Stimme der Ukraine”
Die Musiker des Kyiv Symphony Orchestra konzertieren bis zum 5. Mai auf deutschen Bühnen, während in ihrer Heimat jeden Tag Menschen Oper des russischen Angriffskriegs werden. Das ist ihnen mehr als bewusst: “Deshalb müssen ukrainische Musiker jetzt die Stimme der Ukraine und die Stimme jener Ukrainer werden, die aufgrund der militärischen Aggression Russlands keine Stimme mehr haben”, so ihre Botschaft.
Für die Tournee stehen das Verteidigungsministerium, das Kulturministerium und die staatliche Agentur der Ukraine für Kunst und Kunsterziehung Pate. Das Programm sei ein Beleg dafür, “dass sich die Ukraine nie von den wichtigsten europäischen Prozessen ferngehalten” habe, schreibt das Orchester in einem Begleittext, die Ukraine sei “Teil der großen europäischen Familie”. Das Ensemble, das von dem italienischen Dirigenten Luigi Gaggero geleitet wird, erklärte: “Wir wollen allen Menschen Hoffnung auf eine friedliche Zukunft und den Glauben an den Wiederaufbau der Ukraine geben, die stärker und schöner als jemals zuvor sein wird.” Die Deutsche Welle streamt das Auftaktkonzert der Deutschlandtournee am 25. April live aus dem Dresdner Kulturpalast.