Elon Musks Versprechen, die gesperrten Twitter-Konten von Journalisten wieder freizugeben, hat offenbar einen Haken: Wie der CNN-Korrespondent Donie O’Sullivan berichtet, ist sein Kanal bei dem Kurznachrichtendienst zwar wieder sichtbar, doch habe ihm Twitter Bedingungen gestellt, damit er dort auch wieder etwas posten könne. Das Unternehmen verlange von ihm, dass er eine seiner früheren Botschaften entferne, von der es behaupte, dass sie gegen die Twitter-Richtlinien verstoße.
Musk hatte am Mittwoch zunächst das Nutzerkonto @ElonJet gesperrt, auf dem ein junger US-Student öffentlich zugängliche Daten über die Flüge des Privatjets des Multimilliardärs dokumentierte. Mehrere prominente Medienvertreter hatten über die Aktivitäten des Studenten berichtet und dabei teilweise auf @ElonJet verlinkt. Musk hatte die Journalisten – unter anderem von der “New York Times”, “Washington Post” und CNN – daraufhin ebenfalls blockiert und ihnen Doxxing, also die Weitergabe von persönlichen Daten einschließlich Informationen wie der Adresse, vorgeworfen. Sie hätten die “Koordinaten für ein Attentat” gegen ihn und seine Familie geliefert, behauptete Musk, ohne dafür Belege vorzulegen.
Elon Musk stellt Bedingungen für Freigabe von Twitter-Konto
Nach heftiger Kritik an den Sperrungen, in die sogar UN-Generalsekretär António Guterres, EU-Vertreter und die deutsche Bundesregierung einstimmten, und einer von Musk selbst durchgeführten Twitter-Umfrage, bei der die Mehrheit dafür votierte, die Blockaden “sofort” aufzuheben, hatte der 51-Jährige schließlich die Wiederfreigabe der betroffenen Kanäle verkündet. “Die Sperre der Konten, die meinen Standort verraten haben, wird aufgehoben”, schrieb er am Freitagabend US-Westküstenzeit auf Twitter.
Doch dieses Versprechen hat der 51-Jährige offenbar nur teilweise gehalten, denn bislang können lediglich einige der Journalisten wieder twittern. Wenn er sich in seinem Konto einlogge, erscheine eine Aufforderung, einen Tweet zu entfernen, der angeblich gegen Twitter-Regeln zur Veröffentlichung privater Informationen verstoße, weil er einen Link zu @ElonJet enthalte, sagte O’Sullivan, der für CNN über Technologiethemen berichtet, dem US-Sender. “Solange ich mich nicht bereit erkläre, diesen Tweet auf Geheiß des Milliardärs zu entfernen, darf ich nicht mehr auf der Plattform twittern.”
Er werde sich Musks Forderung aber nicht beugen, stellte O’Sullivan klar. Der Vorwurf, sein Tweet enthalte einen direkten Link zu @ElonJet, stimme gar nicht. “Ich habe auf einen anderen Twitter-Account verlinkt, der verboten worden war und der einen Link zu @ElonJet gepostet hatte.” Es gebe aber die Möglichkeit, Berufung gegen die Sperrung einzulegen, erklärte der CNN-Korrespondent. “Das tue ich, und wir werden sehen, was passiert.”
Twitter blockiert weitere Journalistin
Auch die Twitter-Konten der “Business Insider”-Reporterin Linette Lopez, die mehrfach kritisch über Musks Elektroautofirma Tesla berichtet hat, und dem Anschein nach der Kanal des früheren MSNBC-Moderators Keith Olbermann waren am Sonntagnachmittag noch blockiert. Die Sperrungen zusammen mit Twitters Aufforderung, entweder Tweets zu entfernen oder gegen die angeblich festgestellten Verstöße Einspruch zu erheben, könnten “möglicherweise eine abschreckende Wirkung” auf diejenigen haben, die über Musk berichten, warnte O’Sullivan.
Am Samstagabend – also nachdem Musk die Freigabe der Journalistenkonten angekündigt hatte – schloss Twitter dann sogar noch eine weitere Medienschaffende aus. Nachdem Taylor Lorenz von der “Washington Post” Musk zunächst per Mail und dann per Tweet gefragt hatte, ob der Tech-Milliardär sich ihr und ihrem “Post”-Kollegen Drew Harwell gegenüber zu einer möglichen Geschichte äußern wolle, sei ihr Kanal blockiert worden, berichtet die US-Webseite Mediaite.
“Hallo Elon, @drewhartwell und ich haben Ihnen ein paar E-Mails zu diesem Thema geschickt. Wir haben einige Informationen erhalten, die wir gerne mit Ihnen teilen und diskutieren würden”, zitiert Mediaite den Tweet. “Wir nehmen diese Angelegenheit sehr ernst und wollen sicherstellen, dass sie auf die richtige Weise verfolgt wird. Ich danke Ihnen.” Harwell gehört zu den Journalisten, die Twitter bereits am Donnerstag wegen angeblichen Doxxings suspendiert hatte.
In einer Stellungnahme gegenüber dem US-Sender NBC News verurteilte Lorenz die Blockade durch Twitter: “Ich denke, die Art und Weise, wie Musk willkürlich jeden verbannt, den er persönlich nicht mag, hat gefährliche Konsequenzen für die freie Meinungsäußerung.”