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Ist das örtliche Wassersystem in Ohio doch verseucht?

Knapp zwei Wochen nachdem ein Zug mit hochgefährlichen Chemikalien in East Palestine entgleist und in Brand geraten ist, wissen die Menschen in der Kleinstadt in Ohio immer noch nicht, wie es wirklich um ihre Gesundheit und die Umwelt steht. Viele hatten ungeduldig auf die Pressekonferenz am Dienstag gewartet, in der es neue Informationen geben sollte. Doch die Informationslage wurde nur noch verworrener.

Laut einem Bericht der Umweltschutzbehörde von Ohio vom Dienstag gibt es „keine Hinweise auf ein Risiko“ für die Anwohner von East Palestine, die die öffentliche Wasserversorgung nutzen. Am selben Tag sagte der Gesundheitsdirektor von Ohio, Bruce Vanderhoff, dann aber: „Im Moment ist Wasser aus Flaschen die richtige Antwort, glaube ich.“

Die Bewohner von East Palestine durften vor einer Woche schon in ihre Häuser zurückkehren – seither hatte es vom Bürgermeister und den Behörden immer geheißen, auch das Leitungswasser sei unbedenklich. Zur selben Zeit bezifferte die Behörde für natürliche Ressourcen in Ohio die Zahl der in umliegenden Flüssen verendeten Fische auf rund 3500. Diese seien in drei Flüssen auf einer Länge von rund zwölf Kilometern gefunden worden. Eine Vertreterin der Umweltbehörde bestätigte am Dienstag, Tests hätten zwei chemische Verunreinigungen in einigen Nebenflüssen des Ohio River entdeckt. Diese sollten aber durch die Aufbereitung des Wassers herausgefiltert werden. Man sei „ziemlich sicher“, dass diese niedrigen Werte nicht an die Endnutzer weitergegeben würden.

Einwohner berichten von starkem Geruch

Aufräumteams tragen außerdem die Erde rund dreihundert Meter um den Unfallort herum ab. Er war von Chemikalien durchtränkt worden, als die Behörden am Montag vergangener Woche fünf Waggons mit dem hoch entzündlichen Vinylchlorid kontrolliert sprengten. So sollte eine Explosion vermieden werden; die Sprengung setzte jedoch die zwei hochgefährlichen Gase Phosgen und Chlorwasserstoff frei.

Nach offiziellen Messungen – die zu großen Teilen von der betroffenen Eisenbahngesellschaft „Norfolk Southern“ ausgeführt werden – ist die Luftqualität nicht mehr beeinträchtigt. Doch laut den Einwohnern von East Palestine hängt nach wie vor ein starker Geruch nach Chemikalien in der Luft. Laut dem Gouverneur von Ohio, Mike DeWine, war der Zug, der in 20 von 141 Waggons Chemikalien geladen hatte, nicht als Gefahrstofftransport eingestuft. Die Durchfahrt sei dem Bundesstaat dementsprechend auch nicht gemeldet worden. Umweltschützer dringen seit langem darauf, die laxen Bestimmungen für eine Kennzeichnung von Zügen mit gefährlicher Fracht zu verschärfen.

Die Eisenbahngesellschaft „Norfolk Southern“ hatte in einer ersten Stellungnahme geschrieben, man werde 25.000 Dollar an das lokale Rote Kreuz spenden. Am Dienstag teilte das Unternehmen mit, es werde einen „Wohltätigkeitsfonds in Höhe von einer Million Dollar“ schaffen, der den Betroffenen sofort zur Verfügung stehe. Man werde sich „heute und in Zukunft“ für East Palestine einsetzen. So solle das Gelände auf „umweltverträgliche Weise“ gesäubert und die Anwohner entschädigt werden.

Gouverneur: Erstmal Flaschenwasser

Die Umweltaktivistin Erin Brockovich erhob am Dienstagabend im Sender CNN schwere Vorwürfe gegen die amerikanische Regierung. „Ich habe noch nie erlebt, dass etwas so katastrophal gehandhabt wurde.“ Seit dem Tag nach dem Unfall habe sie von Einwohnern von East Palestine von Gesundheitsbeschwerden gehört. Informationen würden ihnen aber nur verspätet und in Bruchstücken gegeben. „Das ist eine schlimme Situation für die Gemeinde, und sie haben jedes Recht, sich Sorgen zu machen.“

Auch Gouverneur DeWine äußerte am Dienstag, an Stelle der Menschen in East Palestine bliebe er erst einmal bei Flaschenwasser und wäre „wachsam und besorgt“ – würde jedoch nach Hause zurückkehren. Der amerikanische Präsident Joe Biden hat sich bislang nicht zu dem Vorfall in Ohio geäußert. Er habe DeWine am Telefon aber versichert, alle Ressourcen stünden für ihn bereit. So äußerte der Gouverneur am Dienstag: „Ich würde nicht zögern, mich bei ihm zu melden, wenn ich ein Problem sehe – aber ich sehe keines.“

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