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Leichter gesagt

Nein, wir hätten diese neue Herausforderung für unsere Psyche wirklich nicht gebraucht nach mehr als zwei Jahren des pandemischen Ausnahmezustands. Nun auch noch mit der sehr real erscheinenden Möglichkeit eines neuen Weltkrieges konfrontiert zu sein, mit dem unermesslichen Leid vieler unschuldiger Menschen in direkter geografischer Nachbarschaft, macht es auch den letzten Optimisten fast unmöglich, sich einen halbwegs wohlwollenden Blick auf die Welt zu erhalten.

Dass solch ein Blick aber aus vielen Gründen wünschenswert wäre, nicht zuletzt aus gesundheitlichen, haben zahlreiche Studien nahegelegt. Optimisten sind weniger krank und fühlen sich allgemein wohler, das weiß man. Wie eine optimistische Einstellung diese positiven Wirkungen genau entfaltet, ist dagegen weniger klar. Wissenschaftler um die amerikanische Psychiaterin Lewina Lee von der Boston University sind dieser Frage nun anhand einer Langzeitstudie mit 233 Männern nachgegangen, deren Optimismus 1986 und 1991 abgefragt worden war. Mehr als 14 Jahre später sollten die Teilnehmer dann in Tagebüchern Stresserlebnisse und ihre Stimmung aufzeichnen.

Die in den „Journals of Gerontology, Series B“ veröffentlichte Vermutung der Wissenschaftler, dass Optimisten besser in der Lage sind, ungesunden Stress emotional zu verarbeiten, bestätigte sich nicht. Vielmehr scheinen Optimisten in der Lage zu sein, potentielle Stresserlebnisse gar nicht erst als Stress wahrzunehmen: etwa indem sie negative Ereignisse schlicht ignorieren oder sie positiv umdeuten. Schwierige Aufgaben werden so als Herausforderungen, nicht als Bedrohung gesehen. Stress hatten die Befragten vor allem zu Hause und bei der Arbeit. Eine Antwort auf die Frage, wie man seinen Optimismus angesichts globaler Katastrophen behält, bleibt die Studie leider schuldig.

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