Zwischen Feiertagsfrühstück und Stadtspaziergang stehen Yana und Viktoriia vor dem Arbeits- und Gästezimmer, das seit Freitag Nacht ihres ist. Eine großzügige Altbauwohnung in Berlin-Mitte, abgezogene Dielen und mattweiß lackierte Holztüren. Die Habseligkeiten der Ukrainer füllen nicht mal ein kleines Regal. Yanas Jogginghose ist neu von H&M; das mandarinenfarbene Strickoberteil dazu sowie Viktoriias Sweatshirt und Jeans haben sie von einer Freundin ihrer Gastgeberin bekommen. Die Frauen, beide 47 Jahre alt, halten Laptops aufgeklappt im Arm. Viel mehr befand sich nicht in den kleinen Tagesrucksäcken, mit denen sie in Berlin ankamen. An ihrem letzten Tag in Kiew hatte Yana auf die Schnelle ein paar Dinge zusammengerafft. Das war am 25. Februar. Wer hätte gedacht, dass sie eine Woche später bei Susanne und Florian einziehen würden?
Viktoriia tippt ukrainische Buchstaben in den Google-Übersetzer. „Ich fühle mich unwohl“, erscheint da jetzt auf Englisch. „Es ist schwer, sich klarzumachen, dass wir in ihr Leben . . .“ Viktoriia verändert die Eingabe, weil sie mit der Übersetzung nicht zufrieden ist. „Hineingebrochen sind“ passt ihr nicht. „Hineingeplatzt“, schlägt Google vor.