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Sit-Ups statt Schokolade

Traditionell entziehen sich auch Forschende nicht der Weihnachtsstimmung. Jedes Jahr erscheinen deshalb Studien mit vermeintlich festlichen – und mehr oder weniger sinnvollen – Fragestellungen. Wie sieht Schnee unter dem Elektronenmikroskop aus? Wie beeinflusst Lebkuchen die Darmflora? Als wäre man nicht schon übersättigt durch „Last Christmas“ auf Dauerschleife, Geschenkekauf und überkandidelt dekorierte Fußgängerzonen. Wissenschaftler der Universität in Loughborough treiben es nun mit einem weihnachtlichen Sportprogramm auf die Spitze, das sie im „BMJ“ vorstellen.

Teilgenommen haben 107 eher bewegungsfaule Erwachsene, fast alle Frauen im mittleren Alter. Zwei Drittel erhielten vom 1. bis 24. Dezember 2021 jeden Tag eine E-Mail mit einer „weihnachtlichen“ Sportübung, jeweils drei mögliche Intensitätsstufen: Beim „Einfachen Elf“ galt es in der Kategorie „Rockin’ around the Christmas Tree“ zu drei Weihnachtsliedern zu tanzen. Beim „Moderate Mrs. Santa Claus“ mussten vier und beim „Anstrengenden Weihnachtsmann“, der härtesten Stufe, fünf Weihnachtslieder durchgerockt werden. Neu waren die Übungen nicht, Hampelmänner und Co. wurden nur umgetauft. Seilspringen wurde zum „Ho Ho Hopping“ und Sit-ups zum „Bauchmuskel Santa“. Heiligabend galt es, 30 Stockwerke Treppen zu steigen. Solch Interventionen seien nötig, mahnen die Forscher, da Weihnachten eine Gesundheitsgefahr sei: 400 bis 900 Gramm nehmen die Menschen im Schnitt zu, zudem seien sie inaktiv. Da habt ihr natürlich recht, liebe Sportwissenschaftler aus Lough­borough, allerdings sind Entspannung und Völlerei das Einzige, was Weihnachten erträglich macht. Hinter uns liegt ein hartes Jahr voller Krisen, Krieg, Qatar-WM. Zum Abschluss wollen wir mit Keksen auf dem Sofa lümmeln dürfen und keinen Weihnachts-Hampelmann hüpfen. Und nach dem ein oder anderen Becher Glühwein tanzt man zu „Last Christmas“ eh freiwillig.

Der Sport-Adventskalender zeigte übrigens kaum Wirkung. Die Probanden trieben nur in einer Woche mehr Sport als die Kontrollgruppe, kümmerliche 20 Minuten. Dennoch gaben die meisten an, das Programm gut zu finden. Vielleicht waren sie vom Geist der Weihnacht ergriffen und wollten den Forschern eine Freude machen.

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