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Wie gefährlich ist das Bornavirus?

Ein Mann aus dem westlichen Landkreis Mühldorf am Inn in Bayern hat sich mit dem extrem seltenen Borna-Virus infiziert. Dieses führt zu Gehirnentzündungen, die immer schwer und meist tödlich verlaufen. Der Erreger kommt natürlicherweise in Feldspitzmäusen vor, wie er auf den Menschen überspringt, ist unklar. Grund zur Panik bestehe nicht, versichert der Mediziner Dennis Tappe vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Ärzte mahnt er jedoch zur Wachsamkeit. Tappe beschäftigt sich seit Jahren mit Bornaviren. Doch die Forschung ist mühsam und vieles ist über die gefährlichen Viren noch unbekannt.

In Deutschland werden jedes Jahr etwa zwei bis sechs Fälle nachgewiesen. Insgesamt haben Tappe und seine Kollegen bei 40 Menschen eine Infektion mit dem klassischen Bornavirus („Borna disease virus 1“ oder BoDV-1) nachgewiesen. Dazu analysierten sie zahlreiche Blut- und Gewebeproben von Menschen, die akut an rätselhaften Gehirnentzündungen erkrankt oder verstorben waren. „Gemäß des aktuellen Forschungsstands können wir sagen: Die Krankheit verläuft immer schwer und in mehr als 90 Prozent der Fälle tödlich“, erklärt Tappe. Die Kranken durchlebten starke Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, epileptische Anfälle, liegen im Koma. Letztlich versterben sie an der tödliche Gehirnentzündung, in der Fachsprache Enzephalitis.

Eine etablierte Therapie gibt es nicht. „Im Reagenzglas wurde gezeigt, dass bestimmte antivirale Medikamente, wie Favipiravir, gegen Bornaviren wirken könnten.“ Zusätzlich müsste vermutlich ein Mittel gegeben werden, welches das Immunsystem dämpft. Allerdings kam die Therapie bislang stets zu spät. Bis der extrem seltene Erreger nachgewiesen werden konnte, ist die Erkrankung gewöhnlich schon zu weit fortgeschritten. Eine Impfung gibt es nicht und eine Impfstoffentwicklung wäre schwierig. Das liegt an der Art, wie das Virus zu Gehirnentzündungen führt. Es tötet die Nervenzellen nämlich nicht ab, sondern versucht, sich gewissermaßen in die Neuronen und anderen Zelltypen im Gehirn einzuschleichen. Darauf reagiert das Immunsystem sehr stark, was zu einer extrem schweren Gehirnentzündung führt. Würde man eine Impfung erproben, ist es denkbar, dass das Immunsystem auch auf die geschwächten oder abgetöteten Erreger im Impfstoff heftig reagiert. Ein in der DDR an Nutztieren erprobtes Vakzin schadete den Tieren oft mehr, als es ihnen nutzte.

Pferde infizieren sich vermutlich beim Grasen

Die „Borna’sche Krankheit“ ist bei Pferden und Schafen schon seit mehr als 200 Jahren bekannt, benannt nach der Stadt Borna in Sachsen. Welches Virus dahintersteckt, wurde erst in den 1980er herausgefunden. Das Bornavirus ist ein RNA-Virus und gehört zur Ordnung der Mononegavirales – wie viele üble Killerviren, etwa auch das Ebolavirus. Einer der nächsten Verwandten von BoDV-1 ist das Rabiesvirus, welches die Tollwut auslöst, die immer tödlich verläuft und gegen die es zwar eine wirksame Impfung, aber kein Heilmittel gibt.

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