Seit “ChatGPT” Ende November veröffentlicht wurde, ist neben der Faszination bei vielen auch die Unsicherheit gewachsen. Mit dem von der Firma “Open AI” entwickelten Chatbot lassen sich Fragen jeglicher Art beantworten und auch komplexe Aufgaben lösen. Die entstehenden Texte sind dabei auf den ersten Blick kaum von denen eines echten Menschen zu unterscheiden.
Gerade den Bildungsbereich stellt das vor einige Herausforderungen. Viele Schulen und Universitäten sind verunsichert im Umgang mit der Technologie und fragen sich, welchen Einfluss sie auf die Lehre haben könnte. In New York City etwa beschloss das Bildungsministerium erst vor einigen Wochen, dass der Chatbot innerhalb des Schulnetzwerkes und auf Schulgeräten nicht mehr benutzt werden darf.
ChatGPT besteht Klausuren an US-Universitäten – kommt dabei aber auch an seine Grenzen
In den USA haben Professor:innen der University of Minnesota und der University of Pennsylvania untersucht, welche Leistung ChatGPT bei ihren Klausuren abliefert. An der University of Minnesota wollten vier Juraprofessor:innen herausfinden, ob und wie gut der Chatbot Juraklausuren bestehen kann. Dafür ließen sie ihn vier reguläre Klausuren mitschreiben und benoteten diese im blinden Verfahren mit zusammen denen ihrer Studierenden. Am Mittwoch veröffentlichten sie dazu einen kurzen Forschungsbericht unter dem Titel “ChatGPT goes to law school”. Das Ergebnis: Die Klausuren, bei denen 95 Multiple-Choice-Fragen und 12 Essay-Fragen beantwortet werden mussten, bestand ChatGPT im Durchschnitt mit der Note C+. Auf einer Notenskala, wo A als die beste Note und F als nicht bestanden gilt, ist dies eine Note im unteren Mittelfeld.
An der Wharton Business School der University of Pennsylvania, die als sogenannte “Ivy-League-Universität” zu den acht besten privaten Universitäten der USA gehört, erzielte ChatGPT noch bessere Ergebnisse im Notenbereich B bis B-. Im dazu veröffentlichten Bericht heißt es, das Programm sei dazu in der Lage gewesen, einfachere Fragen im Bereich Management und Prozessanalyse sehr gut zu beantworten. Bei komplizierteren Fragen in diesem Bereich stoße es aber an seine Grenzen. Überraschenderweise hätte die KI Probleme mit Berechnungen auf dem Mathematikniveau der sechsten Klasse gehabt.
ChatGPT könnte Lehre unterstützen
Im Bezug auf die Konsequenzen für die Lehre fällt das Fazit der Professor:innen beider Universitäten ähnlich aus: Während in Zukunft zwar Rahmenbedingungen für Klausuren eventuell angepasst werden müssten, um das Betrügen zu erschweren, sollten Universitäten auch die Chancen der KI erkennen. So sollten sie etwa über Kollaborationen ihrer Studierenden mit ChatGPT in gewissen Bereichen nachdenken und in die Lehre einbauen. Laut Jon Choi, einer der Juraprofessoren der University of Minnesota, sei es etwa nur einer Frage der Zeit, bis KI-Assistenten für Anwälte standardmäßig eingesetzt werden würden – darauf sollten Universitäten ihre Studierenden vorbereiten.
Erst am Montag hatte Microsoft angekündigt, in das Unternehmen “Open AI” zehn Milliarden Dollar investieren zu wollen. Außerdem will es den Chatbot bald in seinem eigenen Cloud-Service verfügbar machen.