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China und USA – Großmachtkonflikt um Nanometer

Der Druck auf Chinas Halbleiterproduktion erhöht sich weiter. Nach den USA und den Niederlanden wird nun auch Japan künftig keine Chiptechnologie mehr an China liefern. Die Regierung in Tokio kündigte letzte Woche an, dass die Exportkontrollen im Juli in Kraft treten werden. Die Reaktion aus Peking kam prompt. China verwahre sich vehement gegen die Entscheidung Japans, so Wang Wentao, Chinas Handelsminister auf dem APEC-Treffen in den USA. Dieser Schritt sei gegen die Globalisierung und gegen den Freihandel, sagt Pekings Außenamtssprecherin Mao Ning.Die USA wollen die Entwicklung und Herstellung der modernsten Halbleiterprodukte in China bremsen und haben deswegen den Export relevanter Produktionsanlagen und Technologien untersagt. Zwar betonte Chinas Staatspräsident Xi Jinping bei seinem jüngsten Besuch im April in der technologisch führenden Südprovinz Guangdong die Bedeutung der Eigenständigkeit in Wissenschaft und Technologie. Aber ohne Produktionsanlagen aus dem Ausland sei China nicht in der Lage, die neuesten Mikrochips für die heimische Hightech-Industrie zu produzieren, so Pei-Chen Liu, Branchenkenner und Ökonom am taiwanesischen Institut für Wirtschaftsforschung. “Die chinesische Halbleiterindustrie wird wahrscheinlich nur im 14-Nanometer-Prozess produzieren können. Für China wird es sehr schwierig sein, über diesen Standard hinauszugehen, da es keine modernen Anlagen aus Japan, den USA oder den Niederlanden erhalten darf.”

Je kleiner, desto anspruchsvoller

Je feiner das Nanometer-Verfahren, desto anspruchsvoller wird die Technik. Ein Nanometer entspricht nämlich 0,000001 Millimetern. Die Industrienationen sind heute in der Lage, Mikrochips im Zwei-Nanometer-Verfahren herzustellen. Diese Chips werden in Laptops und Smartphones eingebaut. Zum Beispiel baut der US-Konzern Apple den Drei-Nanometer-Prozessor in die neuesten Modelle ein, die im Herbst 2023 auf den Markt kommen sollen. Aber auch Autos und Haushaltsgeräte brauchen Chips, allerdings reicht hier das Verfahren mit 28 Nanometern.”Es gibt keine technologische Produktion, die schwieriger ist als die Herstellung von Mikrochips in großen Mengen, insbesondere wenn man in kleinere Nanometerbereiche kommt”, sagte Alex Capri von der National University of Singapore (NUS). Dazu brauchen Hersteller sogenannte Lithografiemaschinen für die Beschichtung der Chips. Aber die besten Produzenten dieser Maschinen sitzen eben nicht in China.

“Werteunion der Chips”

Laut Capri wird der Weltmarkt der neuesten Mikrochips von den USA, Japan, Südkorea, Taiwan und den Niederlanden dominiert. Diese hätten sich zu einer “Werteunion der Chips” zusammengeschlossen und würden nur Handel mit gleichgesinnten Ländern betreiben. Politologen nennen diese Praxis “Friend-Shoring”.

“Wenn diese fünf Verbündeten Friend-Shoring betreiben, sind die Kosten zwar hoch, aber mittel- bis langfristig werden sich die Investitionen amortisieren”, sagte Capri der DW.Auf der anderen Seite verweigerte im Mai die Pekinger Aufsichtsbehörde für Internetsicherheit dem US-Halbleiterriesen Micron Technology den Zugang zur kritischen Infrastruktur in China. Die Micron-Produkte hätten die Sicherheitsprüfungen nicht bestanden, hieß es zur Begründung. Mark Murphy, Chief Financial Officer von Micron, ging letzte Woche davon aus, dass sein Konzern deswegen einen einstelligen Prozentsatz weniger Umsatz in diesem Jahr machen werde. 2022 belief sich der Micron-Umsatz auf 30 Milliarden US-Dollar. Peking habe somit eine demonstrative Entscheidung gefällt, glauben Beobachter.

Ausnahmegenehmigung möglich

In den USA werden nun kritische Stimmen über die Handelshemmnisse lauter. Jensen Huang, Gründer und CEO des amerikanischen Chipherstellers NVIDIA, sagte der Financial Times, dass die US-Regierung die Interessen ihrer eigenen Technologieindustrie aufs Spiel setze, wenn sie weitere Hürden im Handel mit China aufbaue. Auch die Regierung in Südkorea befürchtet Kollateralschäden für die eigene Industrie.”Die Halbleiter sind eine klassische Dual-Use-Technologie. Sie können sowohl im zivilen Bereich als auch in Waffensysteme eingebaut werden”, sagt Dexter Roberts, Sicherheitsexperte der US-Denkfabrik Atlantic Councilin Washington. Allerdings sei die Tür noch nicht komplett zugeschlagen, so Roberts im Interview mit der DW. “Die US-Unternehmen können Ausnahmegenehmigung beantragen. Wenn ihre Anträge genehmigt werden, können sie weiterhin Halbleiter und vermutlich auch Produktionsanlagen nach China liefern.”

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