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10.000 Meter unter der Erde: China hat begonnen, ein sehr tiefes Loch zu bohren – wozu, ist nicht ganz klar

In der Taklamakan-Wüste im Westen Chinas will das Land 457 Tage lang bohren. Offiziell geht es dabei um Forschung. Der Standort lässt aber auch andere Theorien zu.

Vor zwei Jahren rief der chinesische Präsident Xi Jinping seine Landsleute dazu auf, die Erforschung des Erdinneren in Angriff zu nehmen. Gesagt, getan: Anfang der Woche begannen in der Taklamakan-Wüste der chinesischen Provinz Xinjiang die Arbeiten für das bislang tiefste Loch des Landes. In 457 Tagen will man dort in eine Tiefe von zehn Kilometern vordringen, heißt es in einem Bericht von “Bloomberg”, der sich auf die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua bezieht. 

Das Loch soll offiziell Forschungszwecken dienen und Informationen über den Aufbau des Erdinneren liefern. “Der Schwierigkeitsgrad des Bohrprojekts ist vergleichbar mit der Fahrt eines großen Lastwagens auf zwei dünnen Stahlseilen”, erklärte Sun Jinsheng, Wissenschaftler an der chinesischen Akademie für Ingenieurwesen, gegenüber Xinhua.

Chinas staatlicher Ölkonzern leitet das Projekt

Außerdem will man durch die Bohrung mehr über Technologien lernen, die derartige Arbeiten ermöglichen. Das gab der staatliche Ölkonzern China National Petroleum Corporation an, der verantwortlich für das Projekt ist.

In den kommenden Monaten wollen die Forscher mehr als zehn kontinentale Schichten durchdringen und letztlich auf Gestein aus der Kreidezeit stoßen, welches mehr als 145 Millionen Jahre alt ist. Das soll dabei helfen, die Geschichte der Kontinente der Erde zu rekonstruieren, einschließlich der Entwicklung von Landschaften, Klimaveränderungen und der Verbreitung von Leben. Außerdem sei es möglich, vergangene Umweltkatastrophen zu identifizieren und künftige Risiken besser einzuschätzen, heißt es.

Rohstoff oder Wissenschaft – oder beides?

“Indiatoday” merkt an, dass China trotz Beginn der Arbeiten bisher keine vollständige Begründung geliefert habe, weshalb man das Loch benötigt. Da die Projektleitung beim größten Ölkonzern des Landes liegt und das Loch in einer Gegend entsteht, die bekannt für ihre Ölfelder ist, liegt der Verdacht nahe, dass es auch um die Erschließung neuer Rohstoffquellen gehen könnte.

Einen Rekord sichert sich China mit der angepeilten Tiefe übrigens nicht: Noch immer setzt Russland mit der Kola-Bohrung die Bestmarke für das tiefste Loch in der Erde. 1970 begannen die Arbeiten auf der Halbinsel Kola nahe der norwegischen Grenze und endeten 1989 in einer Tiefe von 12.262 Metern. Das Erreichen des damals gesetzten Ziels von 13 Kilometern scheiterte letztlich an wirtschaftlichen Problemen.

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